Hamburger Abendblatt 17. Dez. 1978
Von Einar Koch
Die Grube ist ausgehoben, das Betongerüst steht, sogar der Rasen ist gesät.
Die milliardenschwere Frage, über die erst die Landespolitiker, dann das
Bundesverfassungsgericht und zuletzt der Bundestag brüteten: Soll dort im
idyllischen Grünen zwischen Kuhweiden und Bauernhöfen ein erster Schritt
in eine möglicherweise zukunftsträchtige Technologie
erfolgen oder aber die teuerste Bauruine der Bundesrepublik entstehen? |
CDU-Bürgermeister Theo Kuypers (Foto) läßt das ohnehin alles kalt. „Der Schnelle Brüter ist bei uns im Ort kein Thema", sagt er. Die Bürger sehen der Fertigstellung und der möglichen Inbetriebnahme des Reaktors gelassen entgegen. Kuypers: „Wenn es dann heißt: alles in Ordnung, alle nur denkbaren Gefahren sind ausgeschlossen — dann verlassen wir uns darauf. Wir haben keine Angst." Jüngst lud die örtliche CDU zu einer Aufklärungsveranstaltung. Nur fünf Kalkarer Bürger erschienen. Die meisten Teilnehmer kamen von außerhalb. Von Beunruhigung oder gar Panik im Ort nicht die geringste Spur — wenn man Bürgermeister Kuypers hört. Im Gegenteil: Kalkar ist schon fast zu einer touristischen Attraktion am Niederrhein geworden. Fast täglich kommen Busse mit neugierigen Besuchern zur Baustelle. „Davon profitiert natürlich auch unsere Gastronomie", freut sich Kuypers. Eine Sorge hat der Bürgermeister aber doch Durch den Ortsteil Höennepel windet sich eine kleine kurvenreiche Straße. Wenn jetzt die Baufahrzeuge wieder rollen, wird es eng und laut im Dorf.
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Anmerkung: Das Layout wurde zur besseren Übersicht und Lesbarkeit nachträglich geändert mit Zwischenüberschriften!
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