Verabschiedung von Helmut Sanders am 7.12.2003

Liebe Pfarrgemeinde, liebe Festgäste, lieber Helmut!

In diesem Jahr wurde Hönnepels Kirchenchor 117 Jahre alt. In den fast 120 Jahren gab es in Hönnepel  nur 4 Dirigenten mit nur 2 Namen: nämlich Kemkes und Sanders.
Von Josef Kemkes, der 1886 bei der Gründung den Kirchenchor erstmals als gleichzeitiger Organist leitete übernahm nach seinem Tod im Jahre 1911 sein Sohn Johann die Chorleitung, der dieses Amt ebenfalls bis zum Ende seines Lebens im Jahre 1963 innehatte. Dann folgte dessen Sohn Willi, der aber wegen einer schweren Krankheit schon sehr bald von Helmut Sandes in seinem Amt unterstützt wurde, bis dann Helmut wohl im Jahre 1968 alleine als Chorleiter für Hönnepel zuständig war.

Was verbindet bzw. unterscheidet Helmut Sanders von seinen Kemkes-Vorgängern?  
Bedeutung des 3-fachen Amtes (Küster, Organist, Chorleiter) früher

Die beiden Chorleiter Josef und Johann Kemkes mussten, wie es am Niederrhein in den meisten Dörfern Tradition war, 3 wichtige kirchliche Ämter in einer Person ausüben. Sie waren nämlich nicht nur Chorleiter, sondern selbstverständlich auch Organist, aber darüber hinaus mussten sie auch noch in ihrem Hauptberuf als Küster fungieren. Oder vielleicht noch deutlicher gesagt: Man konnte nur hauptamtlicher Küster werden, wenn man auch die Orgel spielen konnte und auch die Kirchenchorleitung übernahm. Diese Dreierkombination gehörte eigentlich fast zwingend zusammen. Das war bei Helmut Sanders schon anders:

Er wurde zwar nebenamtlich Chorleiter und Organist, aber hauptberuflich ernährte er sich nicht wie seine Vorgänger vom Küsterberuf, sondern er zog es vor, bei der Stadt Kalkar seine Brötchen zu verdienen, was ihm doch wohl etwas einträglicher und ergiebiger erschien. Dafür wurde aber quasi als Ersatz sein Vater Küster, damit die traditionelle Dreierkombination zumindest auf Familienebene weiter gewahrt blieb. Übrigens war Helmut Sanders auch wie sein Vorgänger Johann Kemkes Deichschaurechner.

Um sein bescheidenes Küstergehalt ein wenig aufzubessern, war Johann Kemkes nebenbei auch noch Friseur, wobei er aber als kirchlicher Amtsträger dem Pastor natürlich kostenlos die Haare schneiden musste; hierzu klopfte Pastor Stegemann regelmäßig schon frühmorgens um halb sieben unangemeldet polternd an der Küsterei an, damit beide nach dem Haarschnitt anschließend noch rechtzeitig zur täglich gelesenen Messe ankamen.

Dem Pastor die Haare zu schneiden, blieb Helmut Sanders erspart.

Eins verband ihn noch mit seinem Vorgänger Wilhelm Kemkes: der war auch recht lange Tambourmajor beim Hönnepeler TC. Dieses wichtige und mit vielen Terminen gespickte, zeitaufwändige Amt hat H. Sanders mit großem Einsatz und Erfolg 21 Jahre lang von 1964 - 1985 ausgeübt.

Helmut Sanders hat in den letzten 4 Jahrzehnte unser Dorf nicht nur durch seinen musikalischen Einsatz und sein großes Engagement entscheidend und nutzbringend geprägt. Er war auch in vielen anderen Bereichen für Hönnepel sehr aktiv und hat sich für die Dorfgemeinschaft vielfach und selbstlos eingesetzt. Ich erinnere als 1 Beispiel nur an die arbeitsintensive Funktion als langjähriger Geschäftsführer des Schützenvereins, wobei er mit seinen realistischen und ideenreichen Vorschlägen bei auftauchenden Problemen oft aus der Klamme half, und auch mit der Herausgabe der hochinteressanten und umfangreichen Festschrift zum 600-jährigen Jubiläum der Schützen (verbunden mit einer großen Ausstellung) bewiesen hat, dass er ein großes Interesse an alte Hönnepeler Traditionen und Geschichten hat, die nach seiner Meinung auch für die Nachwelt erhalten bleiben sollen. Fast keiner kann so gut „Döntjes" von den alten Hönnepeler Originalen erzählen und diese so treffend beschreiben und charakterisieren wie er und das, obwohl er ja von der geographischen Lage her eindeutig kein Hönnepeler, sondern ein Niedermörmterer ist. Aber das soll ja häufiger vorkommen, dass Leute von auswärts dieses Dorf schätzen und lieben lernen.

Lieber Helmut, ich danke dir heute sehr, sehr herzlich nicht nur im Auftrag des Pfarrgemeinderates für deinen langen Einsatz als Chorleiter und Organist in unserer Pfarrgemeinde, sondern der heutige Tag ist für mich ein willkommener Anlass dir auch im Namen unseres ganzen Dorfes zu danken für deine vielen, vielen ehrenamtlichen Tätigkeiten für unsere ganze Dorfgemeinschaft, von denen wir alle reichlich in der Vergangenheit sehr profitiert haben. Herzlichen Dank dafür!

Manchmal ist es Gott-sei-Dank doch noch so, dass die Leistungen und Verdienste eines Menschen nicht schon kurz nach seinem Ausscheiden aus seinem Amt ganz vergessen sind. So freue ich mich natürlich, dass in diesen Tagen (und das erst nach 40 Jahren nach ihrem Tod) für die großen Verdienste der Eheleute Kemkes eine Straße jetzt nach ihnen benannt wird. Ja vielleicht, lieber Helmut, gibt es ja auch irgendwann bei uns eine Helmut-Sanders-Straße! Wer weiß?

Ein Wort noch zum Schluss in die Zukunft gerichtet. Die Ämtertrennung, die Helmut Sanders vor 4 Jahrzehnten eingeleitet hat, geht jetzt in einem noch wesentlich größeren Schritt weiter, indem es für die frühere eine Person mit 3 Ämtern ab jetzt diese 3 Ämter (Küster, Chorleiter und Organist) auf 3 Personen getrennt aufgeteilt werden und das dazu noch (auch das konnte man sich vor 50 Jahren überhaupt nicht vorstellen) auf 3 Frauen. Allein hieran sieht man schon den Wandel der Zeit.

Allen Bedenkenträgern sei gesagt: 1967 gab es in Hönnepel große Aufregung und Streit, als auch Frauen in den Kirchenchor aufgenommen wurden; und es sollen damals ja auch deswegen aus Protest einige ausgetreten sein, weil sie mit dieser revolutionären Neuerung nicht fertig wurden. Die damalige Entscheidung hat sich schon kurze Zeit später als goldrichtig und zukunftsweisend herausgestellt. Und so hoffe ich im Interesse unseres Dorfes, dass der heutige personelle Neuanfang sich als zukunftsweisende positive Entscheidung für uns alle herausstellt. Und eins sage ich natürlich mit großem Ernst: Der Kirchenchor ist eine überaus wichtige Gemeinschaft für unser Dorf, ohne den Chor würde nicht nur eine große Tradition, sondern ein gewaltiger Brocken aus unserem kulturellen und gemeinschaftlichem Dorfleben herausbrechen.

Und daher sage ich nicht nur Helmut Sanders heute Danke, sondern ich verknüpfe diesen Dank mit der Hoffnung, dass er nicht nur weiter seine große Erfahrungen einbringt und dass auch seine beiden Nachfolgerinnen Frau Lilli Kostiw und Frau Elisabeth Bauer zusammen mit dem ganzen Chor und der Kirchengemeinde weiterhin das kirchliche und damit auch das dörfliche Leben erfolgreich mitprägen und weiterhin einen positiven Einfluss auf unser Dorf ausüben.

Also tausend Dank dir, lieber Helmut, am heutigen Tag, aber auch viele, viele guten Wünsche den Nachfolgerinnen für ein erfolgreiches Gelingen ihrer künftigen musikalischen Arbeit!

Norbert van de Sand                    zurück zur >Startseite    >Kirchenchor