Schulbus ohne Schüler fährt in Kalkar über Land

Fraktionsloses Ratsmitglied van de Sand kritisiert „Verschwendung von Steuergeldern". Stadtverwaltung prüft Bedarf.

VON DIETER DORMANN
Rheinische Post 6.März 2013

KALKAR-APPELDORN

Stell Dir vor, ein Schulbus mit 54 Sitzplätzen fährt 25 Kilometer über Land zwi­schen den Kalkarer Ortsteilen Ap­peldorn, Kehrum, Niedermörmter und Hönnepel, um Kinder von der Appeldorner Heinrich-Eger-Schule nach Hause zu bringen - und kein Kind steigt ein. Laut dem fraktions­losen Kalkarer Ratsmitglied Norbert van de Sand ist diese Vorstellung be­reits seit Schuljahresbeginn am 22. August 2012 Realität - angesichts der prekären Haushaltslage der Ni­kolaistadt eine erschreckende, da sie eine „Verschwendung von Steu­ergeldern" bedeute.

Norbert van de Sand, der Mitglied der CDU ist, geht es bei seiner Kritik um den Bus die Niag-Schulbuslinie 76, der um 10.30 Uhr an der Heinrich-Eger-Schule startet, um Schü­ler nach Hause zu fahren, die nach der dritten Unterrichtsstunde frei haben. Doch laut Stundenplan müssen alle Kinder der Appeldorner Grundschule jeden Tag mindestens vier Stunden die Schulbank drü­cken. Und deshalb fährt der Schul­bus um 10.30 Uhr 25 Kilometer weit leer übers Land.

Dies bestätigte die stellvertreten­de Leiterin der Heinrich-Eger-Schule, Alexa Balthaus. „Mit dem Bus um 10.30 Uhr fährt normalerweise nie­mand mit. Den könnten wir eigent­lich einsparen", berichtet die Grundschullehrerin.

Laut Norbert van de Sand geht die Verschwendung von Steuergeldern noch weiter. An jedem Schultag fah­re auch ein Bus die Grundschule zum Beginn der zweiten Unter­richtsstunde an - dabei beginnt nur Mittwochs und Donnerstags für ei­nige der etwa 120 Grundschüler der Unterricht erst um 8.45 Uhr. An an­deren Tagen müssen alle bereits um 8 Uhr in der Schule sein.

Von der Stadtverwaltung hat Nor­bert van de Sand mitgeteilt bekom­men, dass allein die Kommune für die Kosten der Linie 76 - 80 000 Euro - aufkommen müsse. „Die Busfahr­ten der unnötigen Geisterbusse ma­chen davon einen Anteil von etwa 25 Prozent aus", sagt das fraktions­lose Ratsmitglied. „Auf der einen Seite erhöht die Verwaltung die Ge­bühren für die Bürger, auf der ande­ren wird deren Steuergeld so zum Fenster heraus geworfen", kritisiert Norbert van de Sand, der die „Ver­schwendung" auch schon im Schulausschuss angesprochen hat.

 

„Wir sind dabei zu prüfen, ob ein Bedarf für die beiden Schulbusse besteht", sagt Andreas Stechling von der Stadtverwaltung Kalkar. Der Be­darf sei vor Beginn des Schuljahres der Kommune von der Schulleitung mitgeteilt worden. Bislang gebe es von deren Seite aber keine Mittei­lung, dass der Bedarf zu den betref­fenden Zeiten inzwischen nicht mehr bestehe.
 Andreas Stechling versichert: „Wenn die Busse nicht mehr benötigt werden, werden wir den Fahrplan rasch zurückfahren."

Der Klever Betriebsstellenleiter der Niag, Henry Rohde, gab zwar zu bedenken, dass es sich bei der Linie 76 um eine Verbindung im Öffentli­chen Nahverkehr handele, die je­dermann benutzen und die deshalb nicht ohne weiteres von einem Tag auf den nächsten eingestellt werden könnte. Zugleich versicherte der Be­triebsstellenleiter, die Niag werde bemüht sein, zusammen mit der Stadt Kalkar, eine schnelle Lösung für das Problem „Geister-Schulbus­se" in Appeldorn zu finden.