Fraktionsloses Ratsmitglied van de Sand kritisiert „Verschwendung von Steuergeldern". Stadtverwaltung prüft Bedarf.
VON DIETER
DORMANN
KALKAR-APPELDORN Stell Dir vor,
ein Schulbus mit 54 Sitzplätzen fährt 25 Kilometer über Land zwischen
den Kalkarer Ortsteilen Appeldorn, Kehrum, Niedermörmter und Hönnepel,
um Kinder von der Appeldorner Heinrich-Eger-Schule nach Hause zu bringen
- und kein Kind steigt ein. Laut dem fraktionslosen Kalkarer
Ratsmitglied Norbert van de Sand ist diese Vorstellung bereits seit
Schuljahresbeginn am 22. August 2012 Realität - angesichts der prekären
Haushaltslage der Nikolaistadt eine erschreckende, da sie eine
„Verschwendung von Steuergeldern" bedeute. Norbert van de Sand, der Mitglied der CDU ist, geht es bei seiner Kritik um den Bus die Niag-Schulbuslinie 76, der um 10.30 Uhr an der Heinrich-Eger-Schule startet, um Schüler nach Hause zu fahren, die nach der dritten Unterrichtsstunde frei haben. Doch laut Stundenplan müssen alle Kinder der Appeldorner Grundschule jeden Tag mindestens vier Stunden die Schulbank drücken. Und deshalb fährt der Schulbus um 10.30 Uhr 25 Kilometer weit leer übers Land. |
Dies bestätigte die stellvertretende Leiterin der Heinrich-Eger-Schule, Alexa Balthaus. „Mit dem Bus um 10.30 Uhr fährt normalerweise niemand mit. Den könnten wir eigentlich einsparen", berichtet die Grundschullehrerin. Laut Norbert van de Sand geht die Verschwendung von Steuergeldern noch weiter. An jedem Schultag fahre auch ein Bus die Grundschule zum Beginn der zweiten Unterrichtsstunde an - dabei beginnt nur Mittwochs und Donnerstags für einige der etwa 120 Grundschüler der Unterricht erst um 8.45 Uhr. An anderen Tagen müssen alle bereits um 8 Uhr in der Schule sein. Von der Stadtverwaltung hat Norbert van de Sand mitgeteilt bekommen, dass allein die Kommune für die Kosten der Linie 76 - 80 000 Euro - aufkommen müsse. „Die Busfahrten der unnötigen Geisterbusse machen davon einen Anteil von etwa 25 Prozent aus", sagt das fraktionslose Ratsmitglied. „Auf der einen Seite erhöht die Verwaltung die Gebühren für die Bürger, auf der anderen wird deren Steuergeld so zum Fenster heraus geworfen", kritisiert Norbert van de Sand, der die „Verschwendung" auch schon im Schulausschuss angesprochen hat.
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„Wir sind dabei
zu prüfen, ob ein Bedarf für die beiden Schulbusse besteht", sagt
Andreas Stechling von der Stadtverwaltung Kalkar. Der Bedarf sei vor
Beginn des Schuljahres der Kommune von der Schulleitung mitgeteilt
worden. Bislang gebe es von deren Seite aber keine Mitteilung, dass der
Bedarf zu den betreffenden Zeiten inzwischen nicht mehr bestehe. Der Klever Betriebsstellenleiter der Niag, Henry Rohde, gab zwar zu bedenken, dass es sich bei der Linie 76 um eine Verbindung im Öffentlichen Nahverkehr handele, die jedermann benutzen und die deshalb nicht ohne weiteres von einem Tag auf den nächsten eingestellt werden könnte. Zugleich versicherte der Betriebsstellenleiter, die Niag werde bemüht sein, zusammen mit der Stadt Kalkar, eine schnelle Lösung für das Problem „Geister-Schulbusse" in Appeldorn zu finden.
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