Leserbrief  zum Artikel „Bebauungsplan soll Monrestraße retten" RP vom 30. Mai 2013 

INNOVATION trifft TRADITION

Im Artikel „Bebauungsplan soll Monrestraße retten" zitiert die Rheinische Post  Frau Britta Schulz, die sich von der Kalkarer Wirtschaftsförderung konkrete tatkräftige Unterstützung bei der Suche nach Interessenten für Kalkars leer stehendes Geschäftspotenzial wünscht. Diesem Wunsch können wir uns nur vollinhaltlich anschließen.

Sollten Verwaltung und Politik tatsächlich durch gesetzliche Vorgaben dafür sorgen, dass Erdschossflächen im historischen Stadtkern ausschließlich als Ladenlokale genutzt werden dürfen, wird dies nur dafür sorgen, dass bisheriger privater Leerstand zu verwaltetem Leerstand mutiert. Wo bitte soll da der Nutzen liegen? Die einzige spürbare Auswirkung wird sich darin erschöpfen, dass Eigentümer nicht mehr Herr ihrer eigenen Immobilie sind.

Auch die gut gemeinte Einschaltung von Stadtforschungsbüros bewirkten nichts weiter als eine professionelle und optisch gut dargestellte Analyse der Missstände, die bereits allen Eigentümern seit langem nur allzu gut bekannt sind. Der Niedergang der Monrestraße begann vor Jahrzehnten mit der Ansiedlung von Großmärkten vor den Toren der Stadt. Damit bluteten kleine Geschäfte aus. Da das Einkaufsverhalten der Bürger sich in den letzten Jahren zusätzlich in Richtung Internet-Einkauf gewandelt hat, sehen wir nur Chancen für Kalkars durchaus attraktive Innenstadt, wenn ein Bündel von konkreten Maßnahmen griffe, z.B.

-die Gewinnung von attraktiven Einzelhandelsgeschäften mit gleichzeitigem Online-Angebot und einer  Kombination von Handwerk, Dienstleistung und Handel (z.B. Orthopädietechnik mit Fußpflege und Schuhladen) oder als Stoffladen mit Nähkursen etc
- echtes Engagement seitens der Wirtschaftsförderung mit konkret helfender Kontaktsuche
- finanzielles Engagement seitens der Stadt nicht durch überflüssige Gutachten, sondern z.B. durch gezielte Anzeigenkampagne, die Kalkars Ruf als „Markt der Möglichkeiten" verbreitet und unsere Stadt als wünschenswerten Geschäftsstandort vermarktet
- gemeinsame Initiative von Stadt und ortsansässigen Geldinstituten, die konkrete Anreize zur Geschäftsansiedlung in Kalkar schafft, sei es durch zeitlich begrenzte Reduzierung von Gewerbesteuer, Angebote von günstigen Existenzgründungskrediten oder auch von zeitlich begrenzten Mietzuschüssen......

Als leidgeprüfte Inhaber einer Immobilie in der Monrestraße können wir nur aus unserer eigenen Erfahrung berichten, wie immens schwierig es ist – trotz großen Engagements und zeitlichen Einsatzes – die gewünschte Zielgruppe zu Niederlassungen in Kalkar zu überzeugen. Wir haben in den letzten 10 Jahren an die 350 Einzelhändler aus der Region, diverse Ketten mit Filialnetz, ebenso wie 34 Fachärzte (HNO, die in Kalkar fehlen) sehr persönlich angeschrieben in der Absicht, sie zu einer Filial- bzw. Geschäftsgründung zu motivieren. Drei Mal ist uns dieser Weg gelungen. Seit einem Jahr steht unser Ladenlokal leer.

Ferner versuchen wir, durch verschiedene Schaufensterdekorationen mögliche Investoren anzulocken: aktuell mit Vorschlägen zu verschiedenen Branchen, die u.E. hier eine Chance haben könnten.

Unsere Schaufenster wollen Ideengeber sein, rational und emotional.

Unser besonderes Augenmerk gilt z.Zt. den Marktbeschickern und Landwirten, die mit vielleicht drei Beteiligten eine kleine feine Markthalle für Kalkar betreiben könnten.

Neuer Weg – kleines Risiko: - keine lange Vertragsbindung, - geteilte Miete, - und geteilte Personalkosten.

Ein Frischeparadies, das mit Individualität und Produkten der Saison wie auch der Region, möglicherweise gepaart mit allen Zutaten rund ums Thema Gäste und Feste, punktet.

Im Interesse attraktiver Geschäftsansiedlung könnten wir uns sogar eine Fusionierung mit unseren Nachbarn in Form von Wanddurchbrüchen zur Erreichung größerer Geschäftsflächen vorstellen.

Wir sind der Meinung, wenn alle Beteiligten, vor allem auch seitens der Wirtschaftsförderung, sich so viel Mühe gäben und innovative Ideen entwickelten, sollte eine Wiederbelebung der Monrestraße – auch OHNE politische Verordnung
möglich sein und zwar unter Wahrung der Entscheidungsfreiheit für alle Immobilienbesitzer.

Iris Kleinhofen / Erika Grunner (Inhaber einer Immobilie in der Monrestraße)
 64285 Darmstadt