Rheinische Post 6. Dezember 2010
LESERBRIEFE
"Spargelfeld"
Markt Kalkar
Ich bin CDU- Mitglied, leidlich aktiv, und ich habe
das Bürgerbegehren im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte unterschrieben.
Nicht, weil ich einen persönlichen Groll gegen irgendwelche
Kommunalpolitiker hege und auch nicht, weil ich mit den Initiatoren des
Bürgerbegehrens verwandt oder verschwägert wäre. Nein, weil ich die
Lichtstelen auf dem Kalkarer Markt für scheußlich und die Poller für
blödsinnig halte. Ich bin nicht der Ansicht , dass es sich hier um „
eine gelungene Symbiose zwischen alt und neu“ handeln wird. Ich fürchte
, dass der Markt eher aussehen wird wie ein überdimensionales
Spargelfeld, Ein kostspieliges obendrein, denn auch das Geld aus dem
Konjunkturpaket 2, stammt nicht, wie z.T offenbar angenommen wird, aus
einem Lottogewinn, sondern aus Steuergeldern.
Über den geschmacklichen Aspekt lässt sich nun zweifellos streiten.
Über eines lässt sich dagegen nicht streiten und
das sind demokratischen Rechte. Ca. 1500 Bürger dieser Stadt haben ein
legitimes, demokratisches Recht wahrgenommen, im Rahmen eines
Bürgerbegehrens, eine eigene Meinung zu äußern.
Ich möchte – nein, ich erwarte- , dass dieses Recht
respektiert wird , und zwar von allen Politikern ,einschließlich des
politischen Nachwuchses. Unter Respekt verstehe ich den sachlichen
Umgang mit den, in einem legitimen Verfahren geäußerten Meinungen, auch
wenn sie unbequem sind und Pläne durchkreuzen. Der Umgang der
CDU-Politiker mit dem Bürgerbegehren, d.h. mit der Meinung der Bürger
ist respektlos und erbärmlich. Wer es nötig hat, die Bürger an der
Ausübung eines bürgerlichen Rechtes zu hindern, Andersdenkende zu
verunglimpfen oder Sachverhalte zu vermischen, stellt sich ein
Armutszeugnis aus. Ein unwürdiges Schauspiel
Politik ist kein Selbstzweck , sie dient dem
Bürger, sie hat ihn zu respektieren. Politiker , denen der Respekt vor
den Bürgern verlorengegangen ist, sollten ernsthaft über ihre Rolle
nachdenken. Wir Bürger allerdings müssen den Respekt auch einfordern,
wir dürfen nicht zu einer Horde von Kopfnickern verkommen, die nur zu
Hause im stillen Kämmerlein nörgeln.
Dr. Britta Schulz
Kalkar
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