Kalkar-
Bundesarbeitsminister Blüm gab sich locker, obwohl das Thema gar nicht
zum Lachen war. „Das ist aber ein schönes Rathaus", sagte der
nordrhein-westfälische CDU-Landeschef und gab artig Komplimente bei
seiner Ankunft auf dem Kalkarer Markt. Bürgermeister Karl-Ludwig van
Dornick antwortete, das Rathaus sei über 500 Jahre alt. „War damals
auch schon die CDU dran ?", witzelte Blüm. Das war auch schon der
humorvolle Teil seiner Reise in das niederrheinische Städtchen.
Nach nervtötendem Warten eine klare Antwort erwartet
Denn
vom Besuch des Arbeitsministers und CDU-Landeschefs erwarteten
Belegschaft und Schnell-Brüter-Kernkraftwerksgesellschaft (SBK) nach
nervtötendem Warten, ob das Kernkraftwerk bald ans Netz geht oder nicht,
eine klare Antwort.
„Ja, ich bin für den Brüter, weil
Nordrhein-Westfalen einen Spitzenplatz in der technischen Entwicklung
einnehmen muß," betonte der Bonner Gast und nutzte im festlichen
Rathaussaal der kleinen Stadt die Gelegenheit, seinem Kontrahenten,
Ministerpräsident Rau, die Leviten zu lesen. Im Interesse der
Belegschaft sei es nun an der Zeit, daß Düsseldorf endlich eine
Entscheidung treffe. Blüms Ja zum Brüter war aber mit einem Ja, aber
verbunden: „Wenn die Sicherheitsfragen gewährleistet sind, soll das
Kernkraftwerk ans Netz gehen." Blüms Generalsekretär, Gelderns
Landtagsabgeordneter Dr. Linssen, wurde da schon deutlicher beim Besuch
in Hönnepel: „Es bleiben nur noch politische Gründe gegen den Brüter
übrig."
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zusammengeschrumpfter Mitarbeiterkern
Für den
zusammengeschrumpften Mitarbeiterkern dankte der Vorsitzende des
Betriebsrats, Manfred Hoppmann, dem „Kollegen Blüm von der IG Metall".
Der Minister habe die Belegschaft moralisch gestützt. Bei einem
Gespräch hinter verschlossenen Türen hatte zuvor der Vertreter der
Belegschaft gesagt: „Die machen uns moralisch kaputt in Düsseldorf".
Der Bonner Minister: „Die Arbeitnehmer haben ein Recht zu erfahren, was
die Landesregierung will."
Nach 15 Jahren endlich eine Entscheidung erwarten
„Entweder sind
die Planer und Erbauer, insgesamt also ein Großteil der deutschen
Industrie, unfähig, ein solch vielversprechendes Konzept zu
verwirklichen, oder die Genehmigungsbehörde ist unfähig, das vorgelegte
Konzept adäquat zu beurteilen", sagte Bürgermeister van Domick und
machte aus seinem Herzen keine Mördergrube, daß die Kalkarer nach 15
Jahren nun endlich eine Entscheidung erwarten. Er verwies darauf, daß
im Unterschied zu den Kohle- und Stahlproblemen das Thema Brüter nicht
hausgemacht sei. „Wir sind zu der Überzeugung gelangt, daß die
Sicherheit so gewährleistet ist, daß wir ein Ja zur Inbetriebnahme des
Brutreaktors verantworten können", meinte der Bürgermeister und setzte
ein klares Signal. Dabei lehne man keinesfalls Diskussionen ab, man
lehne aber Diskussionen als Hilfsmittel einer Verzögerungsund
Verhinderungsstrategie ab.
Blüm, der dem Ruf des Betriebsrats nach
Kalkar gefolgt war, ließ nicht lange auf sich warten: „Ich stehe an der
Seite Kalkars." |